Die El Bart Story
Die Geschichte beginnt schon zum Anfang des Letzen Jahrhunderts und endet hoffentlich nie.

Die Anfänge
Die Geschichte des El Bart Gins ist verwoben mit der die Geschichte seiner Hersteller und einer Brennerei, die vom Pech verfolgt wurde.
Auf den alten Etiketten steht: "Destilliert und hergestellt nach dem Verfahren von Scalds & Willis von der Camberwell Distillery, Addington Square, London, England" - "Destilliert und abgefüllt von Wilson Distilling Co. Inc.“. Die Geschichte beginnt also in London, in der der Camberwell Distillery. Oder doch noch viel eher? Die ursprüngliche Destillerie änderte mehrfach den Namen und Besitzer bis 1898 die Brennerei erneut an einen gewissen Basil Lyte Willis verkauft, der in Partnerschaft mit einem James Sceats, einem windigen Weinhändler, Sceats & Willis gründete. Die beiden Händler waren findige Spekulanten, die nie mit der eigentlichen Produktion von Gin begannen.
Sie praktizierten einfach "grog-ging”. Dieser Begriff bezieht sich auf den Prozess, bei dem der Alkohol aus dem Holz, den alten Whiskey-Fässern enthaltene, extrahiert wurde. Später im selben Jahr, verabschiedete das Parlament das Finanzgesetz von 1898 Gesetz, das diese Praxis illegal machte, da sie nicht besteuert wurde.
Ohne "grog-ging”, war das Geschäftsmodell von Willis nicht mehr legal und so wurde die Destillerie wieder mit einem 1901 mit hohem Verlust verkauft.
Im September 1903 starb Sceats. Unter anderem wurde ein, nie umgesetztes, Gin-Rezept der ursprünglichen Destillerie von 1786 von Willis an die amerikanische Wilson Distilling verkauft. Das rettete die Sceates & Willis Destillerie jedoch nicht vor dem Konkurs. Im Jahr 1910 stellte die Camberwell Distillery ihren Betrieb vollständig ein und wurde in eine Konservenfabrik umgewandelt. Ein paar Jahre später wurde das Gebäude abgerissen.
In einer El Bart Gin-Werbung von 1914 wird der Ursprung des Rezeptes belegt, dass das Gin-Destillat das Ergebnis eines alten Rezepts aus dem Jahr 1786 sei.
Wie aber schon zuvor erwähnt haben die letzten unglücklichen Besitzer nie echten Gin gebrannt. Vor kurzem sprang ein nicht weniger windiger Geschäftsmann mit dem Namen Sceats als Nachahmer aufs Parkett und behauptet, entgegen aller Dokumente und Beweise das sein nicht näher definierter Vorfahre der hier erwähnte Sceats sei und er das Rezept erfunden hätte. Als das Rezept jedoch erfunden wurde lebt dieser noch garnicht. Sceats hatte ja nur den minderwertigen und später illegalen "Grog-Ging" hergestellt. Zudem ist es unbestritten das Rezept der Willis Distillerie in teilweise dreifach und später 2facher Destillation stark dem Markt angepasst worden. Der von Sceats lange nach unserem Gin auf dem Markt erscheinende El-Bart gin ist also nur eine billige Kopie, die in der EU auch nicht verkauft werden darf. Denn El Bart ist als Marke in der EU geschützt.
Die erste Werbung für einen El Bart Gin erscheint 1905 in New York. Sein Logo erinnerte an einen nautischen Wimpel. Damals wurde ein El Bart Gin jedoch von einer amerikanischen Destillerie hergestellt, der Wilson Distilling Company aus Baltimore, gegründet im Dezember 1898.
In der Werbung hieß es, der Gin werde in Maryland hergestellt, dreimal mit Getreidealkohol destilliert, einen sehr trockenen und reinen Geschmack, mit einer Mischung aus ca. 8 Botanicals, und dass er sich hervorragend für die Zubereitung von Rickeys und andere Cocktails eignet.
El Bart überlebte zwar die Prohibition, sah sich aber starken Konkurrenten wie Fleischmann's und Seagram's gegenüber. Dabei ist El-Bart keine der vielen vergessenen Marken, denn Hugo Richard Ensslin, ein aus Baden Württemberg stammender Deutscher, schrieb 1916 eines der wichtigsten Cocktailbücher vor der Prohibition: „Recipes for Mixed Drinks“ während seiner Zeit als Barchef des Hotel Wallick in New York. In genau diesem Standardwerk (dessen Basis man übrigens digital unter https://gin-cocktail-recipes.com kostenfrei findet) enthält Ensslins Buch mehr als 30 Drinks mit El Bart Gin. Allerdings, auch wenn es Werbung für andere Spirituosen wie Whiskey, Bier, Weine und Liköre in dem Buch gab, gab es keine für El BartGin. Dies legt nahe, dass der Barkeeper das Produkt so sehr schätzte, dass er es trotzdem erwähnen musste. Und sicherlich, wenn es Hugo Ensslin nicht gewesen wäre, wäre der Gin El Bart unbemerkt geblieben und für immer vergessen.
2022 nahm Dietmar Hölscher das zum Anlass und baute auf Ensslins Nachlass da wohl einzigartige Bar-Buch "Gin Cocktail Recipes" , mit vielen El Bart Rezepten neu auf. Auch die kostenfreie Gin Cocktail Datenbank beruht darauf.
Bild Quelle: https://digitalcollections.nypl.org/items/18e31980-abcf-0132-4143-58d385a7b928

Im Jahr 1943 schloss sich die Wilson Distilling Company mit der Hunter Distilling Co. zusammen, um die Hunter-Wilson Distilling zu gründen. Jay Gould wurde zum Direktor des Unternehmens ernannt. Im Jahr 1946 wurde die Produktion von Gin zu Frankfort Distillers in Kentucky verlegt. Zwei Versionen wurden in Flaschen abgefüllt, eine mit 94,4 Proof und die andere mit 90. Im Jahr 1953 wurde El Bart Gin zu „Ausverkaufspreisen“ in den Spirituosengeschäften verkauft. Bald darauf verschwand der Gin und 1955 verschwand der Gin vollständig bis er 2022 wieder auflebte.
Unser Gründer und Gin-Experte Dietmar Hölscher war durch seine Recherche für den De Le Boë Gin, der sich auf den ebenfalls deutschen Erfinders des Gins, Franz de Le Boë oder wie er sich in seinen Veröffentlichungen auch latinisiert Franciscus Sylvius nannte, auf dieses Rezeptbuch von Ensslin gestoßen. Er war überwältigt von der Reinheit der vielen Rezepte und war schnell ein Fan dieser Rezepte, welche z. B. den echten Aviation Cocktail zum allerersten Mal erwähnte.
Inhalt: 0.5 Liter (71,80 €* / 1 Liter)
Doch wo gab es diesen anscheinend einmaligen El Bart Gin? Bei seiner Suche stieß er tatsächlich auf einen alten Bestand. Sofort war die Idee geboren, diesen Gin wieder aufleben zu lassen. Allerdings stellte es sich, als extrem schwierig heraus, aus einem so alten Bestand das ursprüngliche Rezept herauszufinden. Auch modernste Labor- und Analysetechnik versagte hier. Was aber geht, ist zu rekonstruieren wie der Geschmack und Alkoholgehalt war. So war es also möglich mit all dem existierenden Wissen den 1786 erfundenen und später von der Willson Destillerie verfeinerte Rezept im Geschmack nachzubilden.
Der heutige Gin ist ehrlich mit 43,5 % Alkohol angegeben und nicht wie ursprünglich mit 45 %, da man wohl damals nicht so genau gemessen hat und der Gin tatsächlich etwas weniger Alkohol aus angegeben enthalten hat. Auch brauchte es ein paar Botanicals mehr, aus derselben Gruppe der Ursprünglichen, da unsere Früchte z. B. heute viel weiter gezüchtet sind und oft auch auf Größe. So geht leider Geschmack verloren und man kann nicht jeden Geschmack gut durch Reduktion verstärken. So kommen heute z. B. drei verschiedene Schalen von Zitrusfrüchten anstatt nur einer in den Gin. Den das oberste Gebot war dem Geschmack so nahe wie möglich zu kommen. Somit ist der El Bart Gin heute unzertrennlich mit dem Aviation Cocktail und der New Yorker Barszene verbunden.